Die partizipative Forschung ist ein Forschungsansatz. Er unterscheidet sich von Forschungsmethoden dadurch, dass eine grundsätzliche Haltung vorausgesetzt wird. Diese Haltung wird dadurch ausgedrückt, dass diejenigen, über deren Lebenssituation, Strukturen oder Arbeitsweise man etwas wissen will, direkt in die Forschung einbezogen werden. Die Mitwirkung unterschiedlicher Gruppen und Sichtweisen hilft dabei, ein bestimmtes soziales Umfeld besser zu verstehen und durch die gewonnen Erkenntnisse zu Veränderungen beizutragen.
Partizipative Forschung kann in allen Forschungsbereichen angewandt werden. Einer der Forschungsbereiche bezieht sich auf Gesundheit.
Die Partizipative Gesundheitsforschung (PGF) orientiert sich insbesondere an Strategien der Gesundheitsförderung. Sie hat das Ziel, positive gesellschaftliche Veränderungen für Menschen zu schaffen, deren Leben, Arbeit und Gesundheit Themen in der Forschung sind. In der PGF arbeiten Menschen aus verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichen Hintergründen zusammen, um besser verstehen zu können, was Menschen gesund hält und was sie krank macht. Auf Grund dieser Erkenntnisse werden Maßnahmen zugunsten der Gesundheit der Bevölkerung entwickelt.
Ziel der PGF ist ein Maximum an Partizipation am gesamten Forschungsprozess für die Menschen, deren Leben oder Arbeit erforscht wird. Der Forschungsprozess wird als Partnerschaft zwischen allen Beteiligten gestaltet, zu dem u. a. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Fachkräfte des Gesundheits-, Sozial- oder Bildungswesens, Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger der Zivilgesellschaft beitragen. Durch partizipative Gesundheitsforschung können neue Erkenntnisse gewonnen werden, die die Förderung der Gesundheit in der Gesellschaft unterstützen.
Alle an der Forschung Teilnehmenden werden in den gesamten Forschungsprozess eingebunden. Sie beteiligen sich an der Ausarbeitung der Forschungsfrage und des Forschungsziels, sie entwickeln gemeinsam ein Forschungsdesign und verständigen sich über die Forschungsmethoden, die Auswertung sowie über die Verwertung der Ergebnisse. Diese Besonderheit unterscheidet PGF von anderen Formen der Gesundheitsforschung. Um Erkenntnisse zu gewinnen wird nicht über, sondern gemeinsam mit Menschen geforscht, die ihre eigene Lebenswelt genau kennen und beschreiben können. Dadurch lassen sich Erkenntnisse über den Bedarf und die Möglichkeiten gewinnen, wie die Gesundheit einzelner Gruppen verbessert oder erhalten werden kann.
Zur Vertiefung des Themas finden Sie unter den folgenden Links weitere Informationen:
- Netzwerk Partizipative Gesundheitsforschung - www.partnet-gesundheit.de
- International Collaboration for Participatory Health Research (ICPHR) (2013) Position Paper 1: What is Participatory Health Research? Version: May 2013. Berlin: International Collaboration for Participatory Health Research. http://www.icphr.org/position-papers (in Englischer Sprache).
- Michael T. Wright, G. Nöcker, S. Pawils, U. Walter (2013): Partizipative Gesundheitsforschung – ein neuer Ansatz für die Präventionsforschung.
- Susanne Hartung, Petra Wihofszky, Michael T. Wright (2020): Partizipative Forschung. Ein Forschungsansatz für Gesundheit und seine Methoden.
- Michael T. Wright, Theresa Allweiss, Nikola Schwersensky (2021): Partizipative Gesundheitsforschung. Leitbegriffe der Gesundheitsförderung. Hg. v. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).